Wie nennt sich die Zeit von April bis Oktober? Richtig,
Wettkampfsaison!
Der HH Marathon liegt hinter mir, also wird es Zeit mal mehr am
Tempo zu feilen. Da kommen mir günstige Wettkämpfe über 10 km als verschärftes
Training und zur Standortbestimmung ganz recht.
Bis letztes Jahr hatte ich allerdings noch nie vom Heidjer Cup
gehört. Aber seit ich letztes Jahr bei einem der Rennen mal gestartet bin und prompt
gewann habe, habe ich die Rennserie zumindest auf dem Plan.
OK, Salzhausen musste ich erst mal auf der Karte suchen. Gut,
dass mein Laufpartner Burkhard auch starten will, die Gegend kennt und sich
sogar als Fahrer anbot. Auf geht’s!
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(C) MTV Salzhausen |
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Vor Ort vermeldet die Temperaturanzeige vom Wagen +10°C, aber
draußen wirkt es anfangs noch recht ungemütlich. Und das Ende Mai? Morgens kurz vor der Abfahrt
hatte ich sogar noch über lange Hose, Kopfbedeckung und ggf. sogar Handschuhe
nachgedacht. Glücklicherweise kommt nun die Sonne zusehends heraus und die
Temperaturen steigen. Ziemlich gutes Laufwetter, oder?
Die Anzahl der Leute um uns herum vor Ort ist überschaubar. Eine gemütliche, entspannte und unspektakuläre Dorfveranstaltung also. Die erste
Überraschung bietet dann aber eine gertenschlanke schwarze Läufererscheinung. Hier
starten sogar Kenianer?!? Na das kann ja heiter werden.
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(C) MTV Salzhausen |
Burkhard hatte sich schon vor der Abfahrt für einen Start über
20 km entschieden – mein Glück (so muss ich ihm nicht hinterherlaufen) und sein
Pech, denn genau dort startet der (vermeintliche) Kenianer auch!
Das gesamte
Läuferfeld ist … nun, nennen wir es "übersichtlich". Beim Startschuss um 09:00 Uhr
ging es dort ganz vorn jedoch gleich gut zur Sache. Der überwiegende Teil
aber läuft eher locker hinterher.
Nach dem Start über 20 km hatte ich noch 15 min Zeit bis zu
meinem Wettkampf. Dabei erfuhr ich dann nebenbei, dass es sich bei dem
"Kenianer" um einen Flüchtling (aus Somalia?) handelt, dem man hier
das Laufen näher gebracht hatte und der sehr schnell Feuer und Flamme dafür
wurde. Er soll sogar mehrfach in der Woche nach Lüneburg laufen - hin und zurück. Satte
30 km. Oh je, das wird wohl "interessant" für Burkhard werden...
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(C) MTV Salzhausen |
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(C) MTV Salzhausen |
Im 10 km Startblock fand sich dann neben mir auch Mathias aus meiner Heimatecke wieder.
OK, damit war (m)ein Auftaktsieg quasi unmöglich.^^ Aber das Rennen sollte
ja eh nur eine Standortbestimmung der eigenen Form werden. Da konnte mir die
Platzierung eigentlich egal sein.
Die Zielzeit hingegen nicht.
Schnell noch die Laufapp eingestellt und aktiviert, Handy
verstaut und keine 90 Sekunden später ertönte auch schon der Startschuss.
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(C) MTV Salzhausen |
Die ersten fast 3,5 km ging es tellerflach auf bestem Asphalt
entlang! Das kam mir durchaus entgegen, um richtig in Fahrt zu kommen. Sehr
schnell waren wir ganz vorn aber nur zu dritt. An Mathias blieb ich zumindest
für etwas über einen Kilometer dran, dann aber war er warm gelaufen und der
weiße Kenianer aus dem Süden Hamburgs zog unaufhaltsam davon.
Der dritte Läufer unserer kleinen aber feinen Spitzengruppe,
weigerte sich hartnäckig auf Teer zu laufen und lief auf dem Schotter neben der
Fahrbahn. Vielleicht etwas besser für die Gelenke, aber schlechter fürs Tempo.
Ich brauchte dennoch ca. 2 km um etwas Distanz zwischen uns zu bringen. Von da
an ging mein Blick nur noch nach vorn...zu Mathias, dessen rotes Shirt
zusehends kleiner und kleiner wurde, bis er nur noch ein Punkt am
"Horizont" zu werden drohte. Uneinholbar. Zumindest für mich. Wie
erwartet. Nun ja, er ist ja auch 11 Jahre jünger und läuft schon viel länger als ich. Also kein Maßstab. *hust*
Apropos Distanz: Mit Blick zur Uhr an den jeweiligen Kilometermarkierungen,
lief ich den ersten Kilometer in 3:20 min (typisches Tempogebolze direkt nach dem Start - völlig "normal" in Läuferkreisen) und passierte die 2 km Marke nach
7:35 min, also 4:15 min/km (vernünftigeres Renntempo)! Sauber, das fühlte sich gut an. Für den dritten
Kilometer brauchte ich aber dann 4:38 min? Obwohl die Strecke flach war und
sich meine Schrittfrequenz nach der 2 km Marke nicht geändert hatte? Ähm ja…
Keine Ahnung, wie und womit man in Salzhausen die Kilometer vermisst und
markiert, aber da besteht noch deutlicher Nachbesserungsbedarf!
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(C) MTV Salzhausen |
Nach 3,5 km kam ein kleines Kopfsteinpflasterstück und kurz
danach ging es ab in den Wald. Fortan war die Strecke mit jedem Schritt
abwechslungsreich und machte seinem Namen als Wald- und Wiesenlauf endlich alle
Ehre. Die Strecke war kurvenreich, wellig, uneben, bewachsen, wurzelig und
immer wieder sandig, sandig, sandig. Die Gefahr umzuknicken war damit aber fortan leider nicht
mehr von der Hand zu weisen.
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(C) MTV Salzhausen |
Die Kilometermarkierungen waren bekanntermaßen nicht
gerade vertrauenerweckend, aber zumindest als grobe Kontrolle halbwegs
brauchbar. Besser als nichts (im Wald). Durch die vielen Kurven und
Abzweigungen konnte ich durch leichtes Umdrehen auch den Abstand meiner
Verfolger beurteilen - es gab keine. Also wenn mein linkes Knie nicht wieder rumzickt
wie vor 6 Tagen bei einem 25 km Waldlauf in den Harburger Bergen, dann war mir der zweite Platz sicher und ich konnte mich aufs
gleichmäßige Tempo konzentrieren. Gesagt, getan.
Aus Waldpfaden wurden Wiesenwege und irgendwann stieß ich dann
auf Läufer vom 20 km Lauf, die problemlos überholt werden konnten. Etwas später
reihten sich dann auch welche von der 5 km Strecke mit ein, die nach uns
gestartet waren. Auch die konnte ich schnell hinter mir lassen.
Zwischendurch gab es in einer Linkskurve an einer Wiese in auch
eine kleine Getränkestation mit Wasser in Plastikbechern, die meinerseits
dankbar angenommen wurde. Leider hatte aber ich keinen Trinkhalm dabei, so dass
ein Teil des Wassers unfreiwillig der Kühlung meiner Vorderseite diente,
anstatt des Durstlöschens.
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(C) MTV Salzhausen |
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(C) MTV Salzhausen |
Das 9 km Schild wurde passiert und der Blick zurück offenbarte
keinen überraschenden Verfolger. "Leider" kein notwendiger Zielsprint?
Für die letzten 1.500 m ging es jetzt wieder auf den Asphalt
bevor der Abzweig zur Wiese kam. Dabei noch ein paar Läufer der anderen
Strecken überholen und bloß gleich daran denken im Zielkanal freundlich zu
gucken.
An einem Läufer aus dem 5 km Rennen flog ich förmlich ca. 200 m
vorm Ziel noch vorbei und der Zielkorridor lag verwaist vor mir. Also Tempo wieder
etwas rausnehmen, Arme Ausbreiten und ein Lächeln aufsetzen!
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(C) MTV Salzhausen |
Durch den Torbogen hindurch und hinein in den nur circa einen Meter breiten
mit Fähnchen gesäumten Zielkorridor...in dem mir dann das Lächeln allerdings
schlagartig verging.
In dem Irrglaube ich liefe in seinem Rennen mit, meinte der soeben
noch überholte 5 km Läufer einen extrem ehrgeizigen Schlusssprint hinlegen zu
müssen und drängelte sich an mir in dem schmalen Korridor vorbei. Na vielen
Dank auch fürs Versauen meines Zielfotos! Fast ein Wunder, dass sich dabei
keiner von uns hingelegt hat. Andererseits wäre das dann wenigstens ein Foto
wert gewesen.
(Der Läufer erkannte seinen Irrtum zwar kurze Zeit später und
entschuldigte sich dann auch noch bei mir, aber etwas angefressen war ich wegen der
Aktion immer noch.)
Mathias stand inzwischen schon recht entspannt im Ziel herum.
Kein Wunder, war er doch schon rund 90 Sekunden vor mir angekommen. Ein paar
Schweißperlen waren aber auch bei ihm noch zu entdecken. Ich bilde mir ein,
dass es an meiner Verfolgung lag. Er macht vermutlich die steigenden
Temperaturen als Ursache dafür aus.^^
Kurze Zeit später hatte dann auch das vor uns gestartete 20 km seinen ersten Zieleinlauf. Es gewann der "vermeintliche Kenianer" Mohamed! Schade, Burkhard hatte es doch nicht als Sieger ins Ziel geschafft. Fast 6 1/2 Minuten ließ er noch auf sich warten, dann flitzte auch er durchs Ziel.
Flitzen trotz so großem Rückstand?^^ Ja flitzen, denn immerhin erreichte Burkhard auf einer unebenen Waldstrecke ein Durchschnittstempo von 3:51 min/km - und das obwohl er mehr als doppelt so alt wie der Sieger war! Chapeau Burki, Chapeau! Von so einem Temposchnitt auf 20 km träume ich vorerst noch...
Fazit:
Mit der Endzeit 41:36 min (Pulsschnitt 161) kann ich auf der
mir unbekannten Strecke vollends zufrieden sein. Das Knie hat unterwegs auch
keine Probleme bereitet und das Tempo konnte ich relativ konstant hoch halten.
Platz 2 insgesamt (und Platz 1 in der AK45) ist ein netter
Bonus, wenn auch mangels echter Konkurrenz wenig aussagekräftig.
Die Strecke war abwechslungsreich und ist daher auch
empfehlenswert. Zumindest solange es trocken ist bzw. die Tage zuvor nicht
geregnet hat, denn sonst dürfte das unterwegs in ein mittleres Schlammcatchen ausarten.
Was hingegen echte Rätsel aufgibt, ist die Streckenlänge!
Meine
Laufapp sagt 9,6 km, meine Laufuhr meint 9,7 km, die App von Mathias vermeldet
10,1 km und die Ausschreibung proklamiert offiziell 10,5 km.
Was nun wirklich stimmt, wäre für eine sinnvolle Aussage über
die aktuelle Form schon interessant. So rangiert meine durchschnittliche
Laufgeschwindigkeit zwischen 3:57 min/km (bei 10,5 km) und 4:20 min/km (9,6
km).
Klar ist mir nur, dass die Strecke nie und nimmer ganze 10,5 km
lang sein kann, denn 3:57 min/km halte ich für mich bei dieser Streckenführung und dem
Untergrund für schlicht nicht realistisch!
PS.
Als
der sympathische Läufer Mohamed etwas später bei all dem Schulterklopfen und Händeschütteln vom nächsten Rennen in Hittfeld in 6 Tagen
erfuhr, fingen seine Augen förmlich an zu leuchten. Er hatte wahrlich Feuer gefangen!
Na dann freuen Burkhard und ich uns jetzt schon darauf, ihn in
Kürze wieder zu sehen. Nur gut, dass Mohamed dort dann wieder über die
Langstrecke antreten will. Ich habe vor Ort ja schließlich noch einen Titel über
10,5 km zu verteidigen!
;-)
Danke fürs Lesen!
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